Übung 05

Optimierung von Ablaufplanungen

Aufgabe 1: Optimierung der Montage

Cyber Systems steht vor der Herausforderung, die Montage ihrer neuesten Endoskelett-Arme zu optimieren. In der Endmontage gibt es eine einzelne Station, die für die finale Qualitätsprüfung und Kalibrierung zuständig ist. Für eine Charge von 6 Armen sind die Bearbeitungszeiten (in Stunden) für diese Station bekannt. Die Aufträge sind in der Reihenfolge ihres Eintreffens (FCFS) nummeriert.

Auftrag (Arm-ID) Bearbeitungszeit \(a_p\) (Stunden)
A001 3
A002 5
A003 2
A004 8
A005 4
A006 6

Ihre Aufgaben:

  1. Ermitteln Sie die Auftragsreihenfolge nach der FCFS-Regel (First Come, First Served). Berechnen Sie für diese Reihenfolge:
    • Den Fertigstellungszeitpunkt \(F_p\) für jeden Auftrag.
    • Die Durchlaufzeit \(D_p\) für jeden Auftrag (da alle Aufträge zum Zeitpunkt 0 eintreffen, gilt \(D_p = F_p\)).
    • Die mittlere Durchlaufzeit \(\bar{D}\).
  2. Ermitteln Sie die Auftragsreihenfolge nach der KOZ-Regel (Kürzeste Operationszeit-Regel, auch SPT-Regel). Berechnen Sie für diese Reihenfolge ebenfalls \(F_p\), \(D_p\) und \(\bar{D}\).
  3. Vergleichen Sie die Ergebnisse der FCFS- und KOZ-Regel. Welche Regel führt zu einer geringeren mittleren Durchlaufzeit?
  4. Diskutieren Sie kurz, warum die KOZ-Regel in Bezug auf die mittlere Durchlaufzeit optimal ist, aber welche potenziellen Nachteile sie haben könnte.

Lösungshinweise:

Ursprüngliche Auftragsdaten:
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap
0    A001                    3
1    A002                    5
2    A003                    2
3    A004                    8
4    A005                    4
5    A006                    6

1. FCFS-Regel:
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Fertigstellungszeit_Fp  Durchlaufzeit_Dp
0    A001                    3                       3                 3
1    A002                    5                       8                 8
2    A003                    2                      10                10
3    A004                    8                      18                18
4    A005                    4                      22                22
5    A006                    6                      28                28
Mittlere Durchlaufzeit (FCFS): 14.83 Stunden

2. KOZ-Regel (Kürzeste Operationszeit):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Fertigstellungszeit_Fp  Durchlaufzeit_Dp
0    A003                    2                       2                 2
1    A001                    3                       5                 5
2    A005                    4                       9                 9
3    A002                    5                      14                14
4    A006                    6                      20                20
5    A004                    8                      28                28
Mittlere Durchlaufzeit (KOZ): 13.00 Stunden

3. Vergleich der Ergebnisse:
Die FCFS-Regel führt zu einer mittleren Durchlaufzeit von 14.83 Stunden.
Die KOZ-Regel führt zu einer mittleren Durchlaufzeit von 13.00 Stunden.
Die KOZ-Regel ist in diesem Fall besser und reduziert die mittlere Durchlaufzeit.

4. Diskussion zur KOZ-Regel:
Die KOZ-Regel minimiert die mittlere Durchlaufzeit (und damit auch die mittlere Wartezeit und den mittleren Bestand), weil sie dafür sorgt, dass Aufträge schnell abgeschlossen werden und die Anzahl der wartenden Aufträge rasch reduziert wird. Jeder Auftrag, der früher fertiggestellt wird, trägt weniger zur Summe der Durchlaufzeiten bei.
Potenzielle Nachteile:
- Aufträge mit langer Bearbeitungszeit könnten sehr lange warten müssen ("Aushungern" langer Aufträge), was zu einer hohen Varianz der Durchlaufzeiten führen kann.
- Wenn Liefertermine eine Rolle spielen, werden diese von der KOZ-Regel nicht berücksichtigt, was zu Verspätungen bei wichtigen Aufträgen führen kann, auch wenn diese eine lange Bearbeitungszeit haben.
Figure 1: Bearbeitungsplan Endoskelett-Arme

Aufgabe 2: Einhaltung von Produktionsfristen

Wey Corp. steht unter Druck, kritische Navigationskomponenten für ihre nächste Generation von Frachtern der “Nostromos”-Klasse zu fertigen. Jeder Komponententyp durchläuft eine spezielle Endmontage- und Teststation. Für die aktuelle Produktionswoche liegen fünf dringende Aufträge vor, jeweils mit bekannter Bearbeitungszeit an dieser Station und einem festen Auslieferungstermin (Plantermin). Das Management möchte die Anzahl der verspäteten Aufträge minimieren. Alle Aufträge sind zu Beginn der Woche (Zeitpunkt 0) verfügbar.

Auftrag (Komponente) Bearbeitungszeit \(a_p\) (Tage) Plantermin \(LT_p\) (Tag)
C01 3 7
C02 5 10
C03 2 5
C04 6 12
C05 4 8

Ihre Aufgaben:

  1. Sortieren Sie die Aufträge zunächst nach der Liefertermin-Regel (EDD - Earliest Due Date). Erstellen Sie einen Plan und ermitteln Sie für jeden Auftrag den Fertigstellungszeitpunkt \(F_p\) und die Verspätung \(V_p = \max(0, F_p - LT_p)\). Wie viele Aufträge sind verspätet?
  2. Wenden Sie nun das Hodgson-Verfahren an, um die Anzahl der verspäteten Aufträge zu minimieren.
  3. Erstellen Sie den finalen Ablaufplan. Berechnen Sie für diesen Plan:
    • Den Fertigstellungszeitpunkt \(F_p\) für jeden Auftrag.
    • Die Verspätung \(V_p\) für jeden Auftrag.
    • Die Gesamtzahl der verspäteten Aufträge.
    • Die maximale Verspätung.
  4. Vergleichen Sie das Ergebnis des Hodgson-Verfahrens mit dem der reinen Liefertermin-Regel hinsichtlich der Anzahl verspäteter Aufträge.

Lösungshinweise:

Ursprüngliche Auftragsdaten:
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Plantermin_LTp
0     C01                    3               7
1     C02                    5              10
2     C03                    2               5
3     C04                    6              12
4     C05                    4               8

1. Reine Liefertermin-Regel (EDD):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Plantermin_LTp  Fertigstellungszeit_Fp  \
0     C03                    2               5                       2   
1     C01                    3               7                       5   
2     C05                    4               8                       9   
3     C02                    5              10                      14   
4     C04                    6              12                      20   

   Verspaetung_Vp  
0               0  
1               0  
2               1  
3               4  
4               8  
Anzahl verspäteter Aufträge (EDD): 3
Maximale Verspätung (EDD): 8
Gesamte Verspätung (EDD): 13

2. Hodgson-Verfahren (Schrittweise):

Iteration 1:
Aktuelle Reihenfolge in R (nach EDD sortiert mit Fp, Vp):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Plantermin_LTp  Fp_temp  Vp_temp
0     C03                    2               5        2        0
1     C01                    3               7        5        0
2     C05                    4               8        9        1
3     C02                    5              10       14        4
4     C04                    6              12       20        8
Erster verspäteter Auftrag: C05
Betrachte Teilmenge für Entfernung (bis einschl. erster Verspäteter):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap
0     C03                    2
1     C01                    3
2     C05                    4
Entferne Auftrag 'C05' (Bearbeitungszeit: 4)
Aktuelles R_set (Original Indizes): [0, 1, 2, 3]
Aktuelles S_set (Original Indizes): [4]

Iteration 2:
Aktuelle Reihenfolge in R (nach EDD sortiert mit Fp, Vp):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Plantermin_LTp  Fp_temp  Vp_temp
0     C03                    2               5        2        0
1     C01                    3               7        5        0
2     C02                    5              10       10        0
3     C04                    6              12       16        4
Erster verspäteter Auftrag: C04
Betrachte Teilmenge für Entfernung (bis einschl. erster Verspäteter):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap
0     C03                    2
1     C01                    3
2     C02                    5
3     C04                    6
Entferne Auftrag 'C04' (Bearbeitungszeit: 6)
Aktuelles R_set (Original Indizes): [0, 1, 2]
Aktuelles S_set (Original Indizes): [4, 3]

Iteration 3:
Aktuelle Reihenfolge in R (nach EDD sortiert mit Fp, Vp):
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Plantermin_LTp  Fp_temp  Vp_temp
0     C03                    2               5        2        0
1     C01                    3               7        5        0
2     C02                    5              10       10        0
Keine verspäteten Aufträge in R_set gefunden. Hodgson-Algorithmus abgeschlossen für R_set.

3. & 4. Finaler Ablaufplan nach Hodgson-Verfahren:
  Auftrag  Bearbeitungszeit_ap  Plantermin_LTp  Fertigstellungszeit_Fp  \
0     C03                    2               5                       2   
1     C01                    3               7                       5   
2     C02                    5              10                      10   
3     C05                    4               8                      14   
4     C04                    6              12                      20   

   Verspaetung_Vp  
0               0  
1               0  
2               0  
3               6  
4               8  
Anzahl verspäteter Aufträge (Hodgson): 2
Maximale Verspätung (Hodgson): 8
Gesamte Verspätung (Hodgson): 14

5. Vergleich:
Die reine Liefertermin-Regel (EDD) führte zu 3 verspäteten Aufträgen.
Das Hodgson-Verfahren führt zu 2 verspäteten Aufträgen.
Das Hodgson-Verfahren ist darauf ausgelegt, die *Anzahl* der verspäteten Aufträge zu minimieren, was hier gelungen ist. 
Es kann jedoch vorkommen, dass die maximale oder gesamte Verspätung dadurch nicht zwingend minimal wird oder sich sogar erhöht.
Figure 2: Produktionsplan Komponenten

Aufgabe 3: Produktionsoptimierung

Johnson-Industries arbeitet an der Fertigung von Schlüsselkomponenten für ein neues, fortschrittliches Verteidigungssystem, Projekt “Aegis”. Jede Komponente muss zwei Hauptproduktionsstufen durchlaufen: Zuerst eine Präzisionsbearbeitung auf Maschine A und anschließend eine komplexe Montage auf Maschine B. Die Aufträge können nicht überholt werden und die Reihenfolge der Bearbeitung ist auf beiden Maschinen gleich (Flow Shop). Ziel ist es, die Gesamtfertigungszeit für alle anstehenden Komponenten (den Makespan) zu minimieren.

Für die anstehende Produktionscharge sind die Bearbeitungszeiten (in Stunden) für fünf Komponenten bekannt:

Komponente (ID) Bearbeitungszeit Maschine A (Stunden) Bearbeitungszeit Maschine B (Stunden)
ARC-01 5 2
REP-02 1 6
UNI-03 9 7
THR-04 3 8
STA-05 10 4

Ihre Aufgaben:

  1. Wenden Sie den Johnson-Algorithmus an, um die optimale Auftragsreihenfolge zu bestimmen, die den Makespan minimiert. Dokumentieren Sie Ihre Schritte zur Herleitung der Reihenfolge. Geben Sie die finale, optimale Auftragsreihenfolge an.
  2. Erstellen Sie einen detaillierten Belegungsplan (Gantt-Diagramm) für die ermittelte Reihenfolge. Zeichnen Sie die Belegung für Maschine A und Maschine B.
  3. Berechnen Sie den minimalen Makespan (Gesamtfertigungszeit) für diese Auftragscharge.

Lösungshinweise:

Ursprüngliche Auftragsdaten:
  Auftrag  Zeit_M1  Zeit_M2
0  ARC-01        5        2
1  REP-02        1        6
2  UNI-03        9        7
3  THR-04        3        8
4  STA-05       10        4

Schritte des Johnson-Algorithmus:
Schritt 1: Kürzeste Zeit 1 (Maschine A) für Auftrag REP-02. Platziere vorn an Position 1.
Schritt 2: Kürzeste Zeit 2 (Maschine B) für Auftrag ARC-01. Platziere hinten an Position 5.
Schritt 3: Kürzeste Zeit 3 (Maschine A) für Auftrag THR-04. Platziere vorn an Position 2.
Schritt 4: Kürzeste Zeit 4 (Maschine B) für Auftrag STA-05. Platziere hinten an Position 4.
Schritt 5: Kürzeste Zeit 7 (Maschine B) für Auftrag UNI-03. Platziere hinten an Position 3.

2. Finale optimale Auftragsreihenfolge nach Johnson:
  Auftrag  Zeit_M1  Zeit_M2
0  REP-02        1        6
1  THR-04        3        8
2  UNI-03        9        7
3  STA-05       10        4
4  ARC-01        5        2

4. Minimaler Makespan: 30 Stunden

3. Belegungsdaten für Gantt-Diagramm:
  Auftrag    Maschine  Start  Dauer  Ende
0  REP-02  Maschine A      0      1     1
1  REP-02  Maschine B      1      6     7
2  THR-04  Maschine A      1      3     4
3  THR-04  Maschine B      7      8    15
4  UNI-03  Maschine A      4      9    13
5  UNI-03  Maschine B     15      7    22
6  STA-05  Maschine A     13     10    23
7  STA-05  Maschine B     23      4    27
8  ARC-01  Maschine A     23      5    28
9  ARC-01  Maschine B     28      2    30
Figure 3: Produktionsplan Johnson-Industries (Johnson-Algorithmus)